Jeder frisch gebackene Welpenbesitzer wird vielfach den Rat bekommen, mit seinem Zwerg unbedingt eine Welpenspielgruppe zu besuchen. Das sei ganz wichtig für die Sozialisierung.

Der Erfolg hängt allerdings sehr davon ab, wie eine solche Gruppe gestaltet und geführt wird. Mit der „Sozialisierung“ in einer großen Gruppe, in der die Kleinen wild durcheinander toben, kann man tatsächlich mehr Schaden anrichten als Nutzen bewirken! Welpen überdrehen schnell, und dann hat man eher den Effekt „nach müd kommt doof“. Das Spiel kippt in unschönen Umgang, und die Welpen lernen unerwünschte Dinge: Die einen entdecken den „Spaß“ am Mobben, die anderen werden überrannt und sind völlig überfordert.

 Hunde „beherrschen“ die Hundesprache nicht von Natur aus. Sie müssen lernen, angemessen zu kommunizieren und mit Artgenossen umzugehen, das heißt:

  • die Erfahrung machen, wie sie sich ausdrücken, um verstanden zu werden
  • die Erfahrung machen, dass ihre Kommunikation erfolgreich ist, das Gegenüber also zum Beispiel mehr Abstand hält, wenn sie Distanz fordernde Signale zeigen
  • lernen, die körpersprachlichen Signale anderer Hunde wahrzunehmen und darauf einzugehen, also zum Beispiel eine Aufforderung, mehr Abstand zu halten, auch zu befolgen.


Im wilden, ungelenkten Spiel in einer großen Gruppe lernen viele Welpen aber eher, dass feine Kommunikation sie nicht weiterbringt – sie werden also von vornherein vehementer. Und später dann als „kleine Kläffer“ abgestempelt.

Andere lernen regelrecht, die körpersprachlichen Signale ihrer Artgenossen zu überlaufen, nicht zu beachten. Und das sind nachher die berüchtigten „Tutnixe“, die zu jedem Hund hinrennen und ihn bedrängen, ob der will oder nicht.

Wenn Hunde nicht gelernt haben, angemessen miteinander zu kommunizieren und „aufeinander zu hören“, dann kann man auch nicht davon ausgehen, dass „die das schon unter sich ausmachen“. Auch Hunde müssen Höflichkeit erst lernen!

Wie sieht also eine gut geführte, sinnvolle Welpengruppe aus?

Zunächst einmal besteht eine gute Gruppe aus höchstens vier Welpen, die auch nicht unbedingt alle gleich alt sein müssen. Es ist durchaus sinnvoll, schon besser „sozialisierte“ ältere Junghunde mit einzubinden, denn wenn sozusagen alle noch nichts können, was sollen sie dann voneinander lernen? Wichtig ist, dass der Trainer / die Trainerin schnell erkennt, wenn etwas nicht gut läuft, und sofort ruhig und freundlich eingreift. Wer Schutz sucht, weil ihm alles zu viel wird, der soll ihn bekommen. Wer überdreht, sollte lernen, dass er mit wüstem Verhalten nicht zum Erfolg kommt.

Eine Welpengruppe darf auch nicht nur aus „Spiel“ bestehen! Genauso wichtig sind Erklärungen des Trainers / der Trainerin, die Ihnen helfen, die körpersprachliche Kommunikation der Hunde untereinander zu erkennen. Nur so können Sie Ihren Hund in Begegnungen mit anderen angemessen anleiten und merken, wann es zu viel wird.

Außerdem sind Ruhephasen fast wichtiger als Spielen. Hunde müssen erst lernen, ihre Aufregung selbst zu regulieren. Das können kleine Kinder auch nicht von allein. Wenn die Anwesenheit anderer Hunde von klein auf automatisch „Halligalli“ bedeutet, kommen Sie später kaum entspannt an Hunden vorbei! Die Welpen sollten also lernen, sich auch in der Nähe spannender Spielpartner zu entspannen. Der Trainer / die Trainerin empfiehlt Ihnen vielleicht, eine Pausendecke mitzubringen, auf der Sie immer wieder mit Ihrem Welpen Pause machen können, damit er wieder „runterkommt“. Während dieser Pausen kann Sie Ihnen alles Mögliche erklären, was für Sie als Welpeneltern wichtig und nützlich ist. Haben Sie vielleicht eine Kaustange o.ä. dabei, mit der sich der Welpe ruhig beschäftigen kann.

Kleine Hunde sind, wie kleine Kinder auch, schnell überfordert, können sich aber noch nicht selbst zurücknehmen. Achten Sie darauf, dass Ihr Welpe zu nichts gezwungen wird und immer genug Pausen bekommt. Stürzen Sie sich auch im Alltag nicht in der besten Absicht, dass der Welpe ja jetzt „alles kennen lernen muss“, mitten ins Getümmel! Setzen Sie sich lieber irgendwo an den Rand und lassen Ihren Kleinen alles beobachten. Er wird die Welt schon erobern – in seinem eigenen Tempo.