Nun sieht man sie wieder ĂŒberall, mal schlicht, mal bunt, aus Wolle oder Hightech-Material: HundemĂ€ntel. Von vielen werden sie immer noch als Schickschnack belĂ€chelt, den der Hund nicht braucht. In der Natur tragen Tiere im Winter schließlich auch keinen Mantel!

Warum einen Mantel?

1. Haarkleid

Das sollten wir mal differenzierter betrachten. ZunĂ€chst einmal sind Hunde nĂ€mlich Tiere, die nicht „die Natur“ geschaffen hat mitsamt ihrem Fell, sondern wir Menschen haben sie so gezĂŒchtet. Nicht unbedingt danach, was fĂŒr das Tier nĂŒtzlich ist, sondern auch danach, was uns gefĂ€llt. Deshalb gibt es unter den Hunden Tiere ohne Unterwolle, mit sehr dĂŒnnem Fell und wenig schĂŒtzendem Unterhaut-Fettgewebe, wie etwa viele Windhunde, Rehpinscher oder Nackthunde. Solche Hunde bibbern bei kalten Temperaturen dermaßen, dass sich die Frage – Mantel oder nicht? – eigentlich erĂŒbrigt. Sie brauchen unbedingt einen Mantel, wenn sie nicht krank werden sollen!

2. Lebensumfeld

Des weiteren leben Hunde hierzulande nicht „in der Natur“, sondern in unseren geheizten HĂ€usern und Wohnungen. Das Fell von Hunden, die wirklich draußen leben oder zB in Außenzwingern gehalten werden, passt sich permanent den Jahreszeiten an. Das Fell von Haushunden verĂ€ndert sich ĂŒbers Jahr weit weniger, weil die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen in ihren LebensrĂ€umen (wo sie nunmal den Großteil der Zeit verbringen) wesentlich geringer sind. Auch die Haut von Hunden, die im Freien leben, passt sich deutlich an. Die TalgdrĂŒsen produzieren mehr Fette, die Haut und Haar auch vor Feuchtigkeit (und damit vor dem AuskĂŒhlen) schĂŒtzen. All das ist viel Arbeit fĂŒr den Körper. Biologisch sinnvollerweise sparen Lebewesen Energie, wenn sie können. Also produziert auch der Körper eines an sich langhaarigen Hundes nur so viel Unterwolle und Talg, wie er den Großteil des Tages zu Hause braucht, und da ist es immer um die 20 Grad warm 
 Was ist da an einem Mantel noch „unnatĂŒrlicher“?

3. Bewegung

Hunde können nicht wie ein frei lebendes Tier entscheiden, wann sie sich bewegen und wann sie besser in ihrer Schlafkuhle eingekuschelt bleiben. Der Biorhythmus wirkt sich stark auf die Temperaturregulierung und das KĂ€lteempfinden des Körpers aus. FĂŒr unsere Hunde bestimmen wir, wann es nach draußen geht. Wir bestimmen auch, ob Leine angesagt ist oder Freilauf, ob wir joggen oder bummeln, sprich: Ob der Hund ĂŒberhaupt die Möglichkeit hat, sich durch Bewegung warm zu halten. Hat er die nicht, ist es nur konsequent, ĂŒber einen Ausgleich nachzudenken, nĂ€mlich WĂ€rme in Form eines Hundemantels. SpĂ€testens wenn der Hund nach ausgiebigem Spaziergang im kalten Auto liegt!

4. Gesundheit

Hunde mit Gelenkserkrankungen wie HĂŒftgelenks- oder Ellbogengelenksdysplasie, mit Spondylose, Arthrosen etc. sowie alte Hunde, die sich nicht mehr so gern schnell bewegen, profitieren oft sehr von einem Mantel. Vor allem wenn es nass und kalt ist, denn das AuskĂŒhlen tut den kranken Gelenken gar nicht gut! Im Gegensatz zur „Natur“, die hier gnadenlose Auslese betreiben wĂŒrde, tun wir Menschen alles, um auch kranken Hunden ein schönes Leben mit uns zu ermöglichen. Wir ernĂ€hren sie gesund, geben dies und das fĂŒr die Gelenke ins Futter, behandeln ihre Schmerzen 
 NeuseelĂ€ndische GrĂŒnlippmuschel im Napf, Goldimplantate in der HĂŒfte … aber ein simpler Mantel gilt als albern und ĂŒbertrieben?

5. Wohlbefinden

Wie bei uns Menschen auch, ist das KĂ€lteempfinden von Hunden sehr individuell. Es gibt sie nun mal, die „Frostbeulen“ unter den Hunden, die vielleicht nicht gleich krank werden, sich aber einfach nicht ganz wohl fĂŒhlen, wenn ihnen kalt ist. Sie sind reizbarer bis unvertrĂ€glich, oder hibbelig und unkonzentriert 


Was fĂŒr einen Mantel?

Wenn Sie sich nun entschieden haben, fĂŒr Ihren Hund einen Mantel auszuprobieren oder anzuschaffen, gibt es ein paar Dinge zu beachten.

– Material

Sehr niedlich, aber leider weniger sinnvoll ist Selbstgestricktes aus Wolle. Der Wind pfeift durch das Material, es saugt sich mit NĂ€sse voll und bei kurzhaarigen Hunden „schiebt“ das Fell den Pulli regelrecht nach hinten. Fleece ist wĂ€rmend und leicht wasserabweisend, schon viel praktischer. Bei großer KĂ€lte kann Teddyfutter, PlĂŒsch o.Ă€. als Innenfutter sehr sinnvoll sein. Als Außenstoff findet man inzwischen bei guten HundemĂ€nteln Materialien, wie sie auch in der Bekleidung fĂŒr Menschen verarbeitet werden – reißfest, leicht zu reinigen, wasser- und winddicht. Haben Sie zum Beispiel einen Fleecepulli fĂŒr kĂŒhle Temperaturen und einen Regenmantel fĂŒr nasse Tage, kann Ihr Hund im Winter auch beides ĂŒbereinander tragen. Achten Sie auf QualitĂ€t, zum Beispiel darauf, dass das Material sich nicht elektrostatisch auflĂ€dt und möglichst wenig raschelt oder knistert, was bei Billigprodukten leider oft der Fall ist und Hunde sehr stören kann.

– Passform

NatĂŒrlich darf ein Mantel oder Pulli nirgends scheuern oder kneifen und den Hund nicht in der normalen Bewegung behindern. Zu weit sollte er aber auch nicht sein, denn sonst verrutscht er beim Laufen, stört den Hund und der Wind pfeift drunter. Sehen Sie sich die verschiedenen Modelle genau an. Pullis sitzen oft sehr schön, aber beim Anziehen muss man den Pulli ĂŒber den Kopf und dann die Vorderbeine des Hundes durch die Beinausschnitte ziehen – nicht Jederhunds Sache. DafĂŒr passt oft problemlos das Hundegerschirr darĂŒber. MĂ€ntel mit Verschluss sollten so zu schließen sein, dass bei langhaarigen Hunden kein Fell eingeklemmt wird (das ziept!). Achten Sie bei RĂŒden darauf, dass der Brustlatz nicht zu weit nach hinten reicht. Kapuzen sind meistens wenig sinnvoll, sie rutschen eher ĂŒber den Kopf und die Augen. TrĂ€gt Ihr Hund ein Geschirr, setzen Sie ein Knopfloch in den Mantel, durch das Sie die Leine fĂŒhren können. Oder bestimmen Sie ein verstellbares Geschirr zum „Mantelgeschirr“, das entsprechend angepasst und ĂŒber dem Mantel getragen werden kann.

Die Optik ist den meisten Hunden ĂŒbrigens egal 😉 Wenn die Passform stimmt und das Material angenehm ist, kann es auch rosa gepunktet oder mit Totenköpfen verziert sein – das ist dann Ihrem Geschmack ĂŒberlassen. Verzichten sollten Sie auf störendes Beiwerk wie Kapuzen, die doch nur herumflattern, oder Deko, die an jedem Zweig hĂ€ngen bleibt oder klappert.

Also, Hundemantel oder nicht? Probieren Sie es doch einfach mal aus. Leihen Sie sich vielleicht einen Hundemantel von Freunden und gehen Sie mit Ihrem Hund damit spazieren. Beobachten Sie ihn genau – was ist anders? Wirkt er entspannter? Dann wissen Sie jetzt, dass ein Mantel Ihrem Hund gut tut, und nur darauf kommt es doch an. Egal, was andere vielleicht dazu sagen!