So klappt’s!

Beschäftigung bei jedem Wetter, geistige Auslastung und Spaß an gemeinsamen Erfolgserlebnissen – all das bringt Tricktraining! Schöner Nebeneffekt: Je mehr Spaß Ihr Hund an der Zusammenarbeit mit Ihnen hat, desto besser wird er sich auch im Alltag an Ihnen orientieren.

Grundlagen

Zunächst einmal müssen wir dem Hund verständlich machen, was wir von ihm möchten. Bei „Komm mal her“ reicht noch eine einladende Stimme und Körpersprache, bei „dreh dich um deine Hinterbeine“ wird das schwierig. Auch ein Leckerli vor die Nase zu halten, hilft nur begrenzt weiter: Erstens lässt sich damit vieles an Tricks gar nicht erzielen und zweitens nimmt der Hund so hauptsächlich das Leckerli wahr, statt die Aufgabe zu verstehen. Wir brauchen also eine „Brücke“ zwischen dem Verhalten, der Bewegung des Hundes, und der Belohnung dafür.

Dazu eignet sich am besten ein so genanntes „Marker-Signal“, wie ein Clicker oder ein bestimmtes Wort. Dieses Geräusch „markiert“ für den Hund genau das Verhalten, für das es eine Belohnung gibt. Wenn Sie keinen Clicker verwenden möchten, nehmen Sie ein kurzes, prägnantes Wort wie „top“ oder „yep“ (nichts, was Sie im Alltag oft sagen). Stellen Sie sich vor, dass Sie mit dem Marker ein Verhalten „einfangen“, wie ein Bild mit der Kamera. Click!

Ehe wir diesen Marker nun fürs Training nutzen können, muss der Hund erst einmal verstehen, was er bedeutet: Belohnung kommt! Wir verknüpfen also das Geräusch/Wort mit etwas Gutem. Das muss nicht immer Futter sein, aber fürs Tricktraining eignen sich Leckerlis als Belohnung am besten, weil sie den Fluss des Übens am wenigsten unterbrechen. Die Leckerlis sollten weich und klein sein – der Hund soll nichts zu Kauen haben, sondern einen „guten Geschmack auf der Zunge“.
Wichtig: Erst Click/Wort, dann nach den Leckerchen greifen!

Nun geben Sie das Marker-Signal – Sie clicken oder sagen Ihr Wort – und sofort danach ein Leckerli. Der Hund muss dafür noch gar nichts tun, wir verknüpfen erst einmal das Geräusch mit „Belohnung“. Das machen Sie ein paar Mal hintereinander, dann eine Pause. Clicken Sie nun, wenn der Hund Sie gerade nicht anschaut. Dreht er sich sofort um in Erwartung eines Leckerlis? Gratulation, es kann losgehen. Tut er das nicht, wiederholen Sie die Verknüpfung einfach noch ein paar Mal.
Wichtig: Ein Marker ist kein Lob! Er kündigt für ein bestimmtes Verhalten eine Belohnung an – und diese Belohnung kann dann ein Leckerli, ein Spielzeug etc. sein oder auch ein Lob, wenn Ihr Hund Lob toll findet. Sonst ist es ja keine Belohnung 😉

Kreativer Hund

Nun stehen Sie vor Ihrem Hund, der freudig auf seinen Click = Keks wartet. Viele Hunde setzen sich irgendwann hin, andere fangen an zu bellen, weil sie überhaupt nicht wissen, was sie tun könnten. Fangen Sie also mit einer Übung an, bei der Ihr Hund lernt, Verhalten anzubieten, damit Sie etwas zu markern bekommen. Dabei haben wir noch nicht ein bestimmtes Verhalten im Kopf, sondern ermuntern den Hund, sich auszuprobieren. Erst einmal ist alles „richtig“! Ein Spiel, das sich dafür sehr gut eignet, ist die „101-Dinge-Kiste“. Stellen Sie Ihrem Hund einen Pappkarton hin und markern und belohnen Sie zunächst alles, was er damit macht. Aber immer nur fünf Clicks, dann machen Sie eine Pause (legen Sie demonstrativ den Leckerlibeutel weg). Diese fünf Clicks gibt es für jedes Interesse an der Pappkiste – hingucken, anschnüffeln, anstupsen und ja, auch reinbeißen oder umwerfen. Wenn Ihr Hund sich mit der Kiste angefreundet hat, beginnen Sie, nur noch neues Verhalten zu belohnen. Also linke Ecke anstupsen, click (1). Nochmal linke Ecke, nichts. Rechte Ecke anstupsen, click (2). Nase in die Kiste stecken, click (3). Nase nochmal reinstecken, nichts. Mit der Pfote an der Kiste kratzen, click (4). Mit der Pfote umwerfen, click (5 – und Pause!).

Dieses Spiel können Sie mit verschiedenen anderen Gegenständen wiederholen und dabei beobachten: Geht Ihr Hund lieber mit der Nase, den Zähnen, der Pfote zu Werke? Und nicht zuletzt: Haben Sie selbst Spaß beim Üben! So können Sie in die ersten Tricks einsteigen, zu denen wir Sie im nächsten Beitrag anregen möchten.

Nachdem Sie und Ihr Hund den Spaß am Clicker entdeckt haben, kann es nun an die ersten Tricks gehen! Bisher war jedes neue Verhalten an der Kiste „richtig“. Jetzt haben wir ein bestimmtes Verhalten im Kopf, das der Hund zeigen soll. Wie machen wir ihm das begreiflich? Indem wir uns dahin vorarbeiten, vom Groben zum Feinen sozusagen. Nehmen wir als Beispiel unseren ersten Trick: den Handtouch.

Handtouch

Ziel: Der Hund stupst mit der Nase Ihre Faust / Finger an.

Strecken Sie die Faust – bei kleinen oder schüchternen Hunden zwei Finger – mit dem Handrücken zum Hund seitlich aus, so dass er die Hand leicht erreichen kann. Nicht auf ihn zu bewegen! Neugierig, wie unsere Hunde sind, wird er sich die Hand anschauen wollen, ob vielleicht etwas Gutes darin steckt. Stupst er dabei zufällig beim ersten Mal die Hand an – Click und Belohnung (erst nach dem Click zur Belohnung greifen!).

Zwischenschritte: Guckt der Hund die Hand nur leicht verwundert an, clicken Sie dieses Interesse an der Hand. Hund schaut die Hand an – Click und Belohnung! Geht der Hund einen Schritt auf die Hand zu, streckt die Nase in Richtung Hand etc., belohnen Sie auch das. Jedes Verhalten in Richtung Ihrer Hand wird belohnt. Dann steigern Sie schrittchenweise die Schwierigkeit: Nun gibt es den Click nur noch für eine deutliche Bewegung in Richtung der Hand etc. so lange, bis die Hundenase Ihre Hand anstupst.

Stellen Sie sich das Prinzip ungefähr so vor wie Topfschlagen!
Click bedeutet warm, richtige Richtung.
Kein Click bedeutet kalt, die Richtung lohnt sich nicht.

Praktischer Nutzen: Der Handtouch eignet sich wunderbar dafür, den Hund zu positionieren, ohne an ihm herumzuzerren. Er soll im Restaurant auf die andere Seite Ihres Stuhls, im Bus ein Stück beiseite, auf dem engen Weg an den Wegrand – mit dem Handtouch können Sie ihm ganz genau sagen, wo er hin soll!

Spiel: Ein tolles Spiel auf Basis des Handtouchs ist „Pingpong“. Lassen Sie den Hund zwischen sich hin und her laufen, von Handtouch zu Handtouch! Vor allem Kindern macht das großen Spaß (und es ist ein „sicheres Spielen“ mit dem Hund). Beginnen Sie in geringer Entfernung und rücken Sie dann langsam immer weiter auseinander. Geben Sie Kindern aber lieber keinen Clicker in die Hand, es reicht auch, wenn sie ein Leckerli aus der Hand fallen lassen.

Einparken

Ziel: Der Hund setzt sich zwischen Ihre Füße.

Dazu sollte Ihr Vierbeiner schon ein „Sitz“ können. Stellen Sie sich mit weit gespreizten Beinen hin und locken Sie Ihren Hund mit Futter in der Hand zwischen Ihre Füße. Das ist vielen Hunden ein wenig unheimlich, deshalb dürfen Sie hier ruhig ein bisschen mit dem „Wurstzipfel winken“. Geben Sie Ihr Signal für „Sitz“. Sobald der Hundepo den Boden berührt, Click und er bekommt das Leckerli!

Zwischenschritte: Üben Sie zunächst das „Sitz“ in verschiedenen Positionen. Viele Hunde haben „Sitz“ nur so gelernt: Mensch steht frontal vor mir, hebt den Zeigefinger, beugt sich leicht vor und sagt „Sitz“. Soll er sich zwischen Ihre Füße setzen, fehlt der größte Teil davon, und er versteht Sie nicht! Bringen Sie ihm also mit Hilfe des Clickers erst einmal in kleinen Schritten bei, was „Sitz“ wirklich heißt, nämlich: Setz dich, wenn ich „Sitz“ sage – egal ob ich liege, mit dem Rücken zu dir stehe oder Polka tanze (nur für sehr Fortgeschrittene 😉 ).

Praktischer Nutzen: Einparken ist eine wunderbare Möglichkeit, Ihrem Hund Sicherheit zu geben und ihn gleichzeitig „aus dem Weg“ zu halten, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln. In einer Situation, die ihm nicht geheuer ist, etwa in einer Gondel beim Wandern oder wenn ein besonders lautes Fahrzeug vorbeifährt, findet er so bei Ihnen Schutz.

Spiel: Mehrere Personen (die groß genug sein sollten …) stellen sich hintereinander auf wie beim Bockspringen. Der Hinterste in der Reihe lässt den Hund einparken, belohnt ihn, schickt ihn weiter zum Nächsten und so fort.

Viel Vergnügen!

Pfotentarget

Ziel: Der Hund berührt ein Target mit einer Pfote
Als Bodentarget eignen sich für den Anfang runde, flache Gegenstände wie Topfuntersetzer, runde Pappscheiben, für ganz kleine Hunde auch Bierdeckel o.ä. Es sollte eher fest sein und nur so hoch, dass es sich spürbar vom Boden abhebt, der Hund aber die Pfote nur ganz wenig anheben muss.

Zwischenschritte: Nun geht es wieder ans Topfschlagen! Das Pfotentarget trainieren Sie nach demselben Prinzip wie den Handtouch. Legen Sie den neuen Gegenstand vor sich auf den Boden und warten Sie auf kleine Zwischenschritte, die Sie belohnen können: das Target anschauen, ein Schrittchen darauf zu, das Target anschnuppern etc. bis eine Pfote auf dem Target landet. Denken Sie daran, genug Pausen zum Nachdenken zu lassen – nie zu lange an einem Stück trainieren, lieber mehrmals kurze Einheiten. Wichtig: Kullern Sie die Belohnung vom Target weg! Ziel der Übung ist ja, dass der Hund das Target anläuft und drauftapst. Wenn das zuverlässig klappt, führen Sie ein Kommando wie „Taps“ o.ä. dafür ein, das Ihnen das weitere Training mit Varianten sehr erleichtern wird.

Varianten

Mit dem so einfachen Trick „Pfotentarget“ kann man einen Hund im Prinzip schon jahrelang beschäftigen. Lassen Sie sich inspirieren!

Stillstehen
Ein Bodentarget eignet sich gut, um „Steh“ oder „Posen“ aufzubauen. Dazu sollte das Bodentarget groß genug für beide Vorderpfoten sein. Gehen Sie wie oben beschrieben vor, aber jetzt sollen beide Pfoten auf dem Target landen! Wenn das sicher klappt, verlängern Sie in Mini-Schritten die Zeit bis zum Click, so dass der Hund allmählich immer länger still steht. Geben Sie dem Verhalten einen anderen Namen! „Taps“ heißt hinlaufen und drauftapsen (Click & Belohnung), „Posen“ heißt still darauf stehen bleiben (Click & Belohnung erst nach ein bisschen stillhalten). Hunde sind da sehr genau.

Schicken
Das Ziel ist, den Hund aus größerer Entfernung, über Hindernisse etc. zum Bodentarget schicken zu können. Beginnen Sie zunächst damit, den Hund aus immer weiterer Entfernung zum bekannten Target zu schicken bzw. das Target schrittchenweise immer weiter weg zu legen. Bauen Sie Hindernisse ein, die der Hund umrunden oder überspringen muss (sofern er gesund ist!). Schafft er es auch, aus einem anderen Zimmer zum Target zu laufen, hat er die Aufgabe wirklich gut verstanden!

Mehrere Targets
Sie können auch weitere Bodentarget dazu nehmen. Legen Sie das bekannte und das neue Target etwa auf 10 Uhr und 2 Uhr vor sich hin und wenden Sie Körper und Blick deutlich in Richtung des einen Targets. Tapst Ihr Hund darauf, Click und Belohnung wegkullern! Jetzt wenden Sie sich wieder mit dem ganzen Körper, Blick etc. dem anderen Bodentarget zu und warten ab, ob er auf die richtige Idee kommt oder sich zumindest für das zweite Target interessiert. Ihren „Hinweis“, welches Target gemeint ist, können Sie schrittchenweise auf einen Blick und/oder Fingerzeig reduzieren. Steigern Sie dann erst langsam den Abstand zwischen den beiden Targets!

Namen unterscheiden
Sie können den Pfotentargets auch „Namen“ geben, um den Hund gezielt zu einem bestimmten hin zu schicken. Dazu sollten die Gegenstände sich deutlich unterscheiden: Ein Topfdeckel, ein Bierfilz, ein Buch … Bauen Sie dazu jeden Gegenstand einzeln auf wie im ersten Schritt. Statt „Taps“ führen Sie dann als Kommando den Namen des Targets ein: „Deckel“, „Prost“, „Lesen“, was Ihnen gefällt!

Hau drauf!
Was könnte Ihr Hund noch alles mit der Pfote berühren? Ein Glöckchen, eine Klingel, einen Schalter, einen Buzzer, zwei verschiedene Buzzer? Ihre Hand, Ihr Knie, Ihre Schuhspitze? Mit einer bestimmten Pfote, oder egal mit welcher?
Finden Sie ein Target, das groß genug für alle vier Pfoten ist? Wie wäre es mit „Steh auf dem Fußabstreifer“, während Sie sich in Ruhe die Stiefel anziehen …?

Die Möglichkeiten, sich und den Hund mit Pfotentargets zu amüsieren, sind schier unendlich und immer wieder einfach lustig.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß!